aus: Zwischen Himmel und Erde, Sonette, Diederichs,
1908
Wandlung und Ende ( I - XXV)
XXI
Mit
Tränen hab ich lange nachgesonnen -
Was war es, sag, das zwischen uns geschah?
Hielt ich dich nicht, warst du mir denn nicht nah?
Hatt ich mir nicht zu eigen dich gewonnen?
O Traum
der Seele, allzu rasch zerronnen!
Ich glaubte ganz in dich verwebt zu sein,
Wie du in mich. Und sieh, ich war allein
In meiner Liebe Wahnsinn eingesponnen.
Du kamst
vorbei; mit deines Wesens Blüte
Halb unbewußt hast du mein Herz berührt,
Da sprang es auf, frohlockte, jauchzte,
sprühte,
Geblendet
von den eignen Farbenspielen.
Dich aber hat es nicht zu sich verführt;
Stumm gingst du fort nach vorbestimmten
Zielen(...)
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